Kleintiere in der Höhle
Die Sontheimer Höhle stellt in unserer Heimat einen besonderen und sehr extremen Lebensraum dar. Fehlendes Licht, konstant niedrige Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und wenig Nahrung sind die wesentlichsten Faktoren, die den Lebensraum in einer Höhle kennzeichnen. In der Sontheimer Höhle fällt besonders die niedrige Temperatur auf. Dies liegt an dem steil abfallenden Eingangsbereich, über den im Winter die Kaltluft in die Höhle hineinfließt. Wenn man in die große Eingangshalle hinuntersteigt, betritt man sozusagen ein Kaltluftsammelbecken. An der tiefsten Stelle werden dort selbst im Hochsommer nur Temperaturen von 5 °C gemessen. Im Winter bilden sich dort Eisstalagmiten und Höhleneis, das sich lange bis in den März hinein hält. Erst hinter dem Fledermaustor wird die Höhle dann langsam wärmer. Doch werden 7 °C am Boden kaum überschritten. Die Eingangshalle der Sontheimer Höhle zählt somit zu den kältesten Orten der mittleren Alb und stellt in unserer Region einen einmaligen Lebensraum mit fast arktischen Bedingungen dar.
Die Lebewesen finden hier gute Lebensbedingungen. Die Kälte scheint ihnen nicht allzu viel auszumachen. Auffällig ist, dass man in der Sontheimer Höhle die sonst in allen Höhleneingangsbereichen häufige Höhlenkreuzspinne Meta menardi kaum findet. Das Feuchtigkeit liebende Tier benötigt nämlich zugfreie Nischen, die nach oben in den Fels hinein führen. Solche Stellen fehlen in der riesigen, durch Frostsprengung geprägten Eingangshalle.
Im Vergleich zur trockenen und kalten Eingangshalle sind die tagfernen Regionen dieser Höhle zum Teil sehr feucht, so dass sich an manchen Stellen Pfützen und Wasserbecken bilden. Die echten Höhlentiere sind blind und farblos. Sie ernähren sich von Pilzen, die auf Fledermausexkrementen wachsen oder fressen verendete Tiere. Andere ernähren sich von Pollen und organischem Material, das sich, vom Kaltluftstrom eingetragen, auf den Wasserflächen der Pfützen ansammelt.
Die Tiere, die in der Schlusshalle gefunden wurden, zeigten typische Anpassungen an das Leben in einer Höhle. So waren sämtliche dort vorkommenden Springschwänze blind und farblos. Eine winzig kleine Raubmilbe hatte zusätzlich noch extrem verlängerte Gliedmaßen, mit denen sie sich in der ewigen Dunkelheit orientiert. Selbst Mücken leben hier. Es handelt sich dabei um Pilz- und Trauermücken, von denen einige Arten sogar den gesamten Lebenszyklus in den Höhlen abschließen können. Ihre Larven leben dann räuberisch an den Höhlenwänden.
Ein besonderer Fund ist der Doppelschwanz (Abb. 28), ein Urinsekt, das man manchmal auf der Wasseroberfläche von Pfützen beobachten kann. Das Tier zeigt noch sehr ursprüngliche Körpermerkmale, welche die Verwandtschaft der Insekten mit den Tausendfüßlern dokumentieren.
Abb. 28: Doppelspringschwanz
Christian Fischer (gekürzt)
Weitere Informationen in der Broschüre zur Sontheimer Höhle, erhältlich an der Höhlenkasse.