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Geschichte des Vereins

In den letzten Jahrhunderten wurde das „Sontheimer Erdloch“ – wie die Höhle damals genannt wurde – von Pächtern betreut und war bei weitem noch nicht so gut ausgebaut und gesichert wie heute.

Abb. 41: Postkarte von Sontheim 1926

Mitten im Wald gelegen und ohne Zufahrtsweg, befand sich vor dem Eingang eine ehemalige Schutzhütte der Waldarbeiter. Von dieser offenen Hütte ausgehend starteten damals die Pächter ihre Führungen – noch mit Stalllaternen und Karbidlampen.

Abb. 36: Erste Schutzhütte

Nach dem 2. Weltkrieg betreuten Georg Klingler, Hermann Flügler und Hans Mack die Höhle. Hermann Flügler versuchte mit Löschkalk die rußigen Stellen auf den Tropfsteinen zu übertünchen, was ihm aber, wie heute noch zu sehen ist, nicht ganz gelang. Auch träumte er damals schon – wie auch wir heute noch – von einer unterirdischen Verbindung zum Blautopf. Als sich die schlechte Zeit der Nachkriegsjahre dem Ende zuneigte und die Verdienstmöglichkeiten wieder besser wurden, interessierte sich kaum noch jemand für den wenig ertragreichen Höhlenbetrieb.

1954
Im Februar hält Helmut Frank im Schulhaus von Sontheim einen Diavortrag über den Slowenischen Karst. Im Anschluss an seinen Vortrag behält der bekannte Höhlenexperte ein paar der jugendlichen Zuschauer mit den Worten zurück: „Und ihr Buaba dahinta, bleibat au no a bissele do“. Er überzeugt die Jugendlichen von der Notwendigkeit des Höhlenschutzes und stellt ihnen 34,- DM – sein Honorar für diesen Abend – in Aussicht, wenn sie einen Verein zur Erhaltung des „Sontheimer Erdlochs“ gründen würden. Diese „Buaba“ treffen sich im Folgenden in loser Kameradschaft an der Sontheimer Höhle und verrichten dort gemeinsam Arbeiten wie zum Beispiel die Renovierung von schadhaften Treppen und Geländern sowie die Beseitigung von Unrat vor der Höhle.

1956
 Am 16. März findet im Gasthaus „Lamm“ die Gründerversammlung des Sontheimer Höhlenvereins statt. Hier wird der letzte Pächter der Höhle, Hans Mack, zum 1. Vorsitzenden des Vereins benannt. Weitere Gründungsmitglieder sind: Werner und Hermann Zeifang, Hermann Schiele, Helmut Frank und die „Buaba“ Albert Baumann, Georg Bayer, Erich Erb und Rolf Griesinger. Der im Vorjahr beantragte Kredit wird nun bewilligt und der Ausbau der Höhle angegangen.  Bald fällt die Entscheidung die Höhle zukünftig nicht mehr mit Karbidlampen, sondern erstmals elektrisch zu beleuchten: Es wird ein gebrauchter Stromerzeuger angeschafft und in einem in den Hang gegrabenen Bunker aufgestellt. Als Stromleitungen dienen von den französischen Besatzern organisierte Feldtelefonkabel und alte Autoscheinwerfer als Beleuchtungskörper. Die Freude und der Stolz sind groß, als die Lampen das erste Mal erstrahlen und man dies den Sontheimer Bürgern sowie Besuchern aus der näheren Umgebung vorführen kann.

1957
Der 200 Jahre alte Brauch ein Höhlenfest zu feiern, wird wieder aufgegriffen.

1958
Um die Erfahrungen und Verdienste anderer Höhlengruppen kennenzulernen, schließt sich der Verein am 3. Januar dem Verband Deutscher Höhlen und Karstforscher e.V. an. Das Stromaggregat versagt den Dienst und kann Dank der Einnahmen von den Höhlenfesten durch ein Neueres ersetzt werden. Außerdem wird erstmals ein Fledermaustor – eine Eigenkonstruktion von Helmut Frank – eingebaut, um ungebetene Besucher in den Wintermonaten von den Schlafplätzen der Fledermäuse fernzuhalten.

1961
Der Verein erhält die Wirtschaftserlaubnis. Daher werden nicht nur sanitäre Anlagen errichtet, sondern im Herbst auch ein Maschinenschuppen für das Stromaggregat.

1968
Infolge des ständig wachsenden Besucherandrangs ist der kühne Plan entstanden, bei der Höhle eine Gaststätte mit 100 Sitzplätzen zu bauen – dieser Plan wird Ende des Jahres genehmigt. Weil praktisch kein Bauplatz vorhanden ist, wird zuerst der Hang abgetragen und eine Stützmauer betoniert. Diese Baumaßnahme verschlingt die ganzen Ersparnisse des Vereins. Mit Hilfe eines Brauereidarlehens und zahllosen unbezahlten, freiwilligen Arbeitsstunden kann das Vorhaben jedoch weiter verfolgt werden.

1969
Der Verein wird in das Vereinsregister eingetragen mit dem offiziellen Namen: „Höhlenverein Sontheim e.V.“

 1971
Rechtzeitig zum Höhlenfest wird die Gaststätte des Höhlenverein Sontheim an der Höhle fertiggestellt und eingeweiht. Dieser Höhepunkt in der nun fünfzehnjährigen Vereinsgeschichte wird gebührend mit einem dreitägigen Fest gefeiert.

Abb. 37: Zweite, vergrößerte Schutzhütte

Abb. 38: Großes Höhlenfest zum 25-jährigen Jubiläum 1981

1975
Schon in den frühen 70ern beschäftigte sich der Verein mit der Suche nach einem trockenen Zugang zum Blauhöhlensystem. In alten Beschreibungen ist von einem Schacht im Schulacker zu lesen. Dieser wird im Rahmen der Flurbereinigung 1975 wieder geöffnet. 180 Traktoranhänger voll Abraum werden aus diesem Schacht heraufgeholt und die Tiefe von 20 m auf 42 m vorgetrieben. Dabei stößt man auf einen Seitengang mit einem über 20 m aufwärts führenden Kamin. Trotz jahrelanger Bemühungen kann kein Durchbruch ins Blauhöhlensystem erzielt werden, so dass das Projekt „Sontheimer Schacht“ ab 1997 in einen Dornröschenschlaf fällt.

1976
Im Mai werden in ca. 125 m Entfernung vom Höhleneingang menschliche Zähne, Menschenknochen, bunte Glasperlen, Korallenstücke und Bronzedraht gefunden. Diesen Fund meldet der Sontheimer Höhlenverein an das Landesdenkmalamt.

1977
Im März des Jahres finden erste archäologische Ausgrabungen statt. Ende November wird eine weitere Grabung durchgeführt: In der Höhle befindet sich eine frühalemannische Bestattungsstätte (s. ab Seite16).

1984
Im Versturz der Eingangshalle wird nach einer Fortsetzung der Sontheimer Höhle gesucht. Seit 1981 sind daher ca. 3 200 große Eimer Abraum herauf transportiert worden. Über Nacht stürzt ein großer Felsblock herab und macht diese Arbeit zunichte.

1987
Am 11. April fällt der Entschluss, eine Felsspalte hinter dem Maschinenschuppen zu öffnen. Das Staunen ist groß: hier befindet sich ein ca. 16 x 16 m großer Raum mit wunderschönen Tropfsteinen, die Hintere Kohlhaldehöhle. Dieses Kleinod wird – wie einstimmig beschlossen – sofort verschlossen und nur einmal jährlich zum Höhlenfest an Pfingstsonntag dem Publikum zugänglich gemacht. Diese Maßnahme ist erforderlich, um die natürliche Schönheit des oberflächennahen Raumes zu erhalten.

Helmut Frank, der sich von Beginn an stark für die Sontheimer Höhle und den Verein engagiert hatte, verstirbt.

1998
Der Höhlenverein Sontheim e.V. richtet die Südwestdeutsche Höhlenforschertagung „Speläo Südwest“ aus, die alle zwei Jahre von einem anderen Verein veranstaltet wird. Neben zahlreichen Vorträgen über die Sontheimer Höhle und anderen Karstobjekten in der Region haben Höhlenforscher aus nah und fern die Möglichkeit, bei Exkursionen Höhlen in und um Heroldstatt kennenzulernen.

2003
bis 2006: Renovierung des Höhlenrasthauses: Hierbei werden der Gastraum grundlegend neu gestaltet und die Toilettenanlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht. 

2006
Ein lang ersehnter Traum geht in Erfüllung: die Höhle ist nun an das öffentliche Stromnetz angeschlossen. Bei dieser Gelegenheit werden auch Leitungen für Wasser, Abwasser und eine Telefonleitung verlegt. Die Gesamtkosten hierfür belaufen sich auf rund 250.000,- € und werden größtenteils vom Land Baden-Württemberg und der Gemeinde Heroldstatt übernommen.

2006
Der Verein feiert sein 50-jähriges Bestehen. In diesen 50 Jahren Vereinsgeschichte wurde nicht nur die Sontheimer Höhle durch intensive Vereinsarbeit zu einer angesehenen Schau- und bekannten Fledermaushöhle, sondern auch die Kameradschaft innerhalb und außerhalb des Vereins aktiv gepflegt.

2011
Seit Anfang des Jahres erstrahlt die Sontheimer Höhle als erste Schauhöhle der Schwäbischen Alb „im neuen Licht“ einer innovativen LED-Beleuchtung. In über 600 ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden ein neues Geländer und die LED-Beleuchtung eingebaut.

Abb. 39: Arbeiten zur Anbindung an die öffentliche Versorgung 2006

Abb. 40: Einbau der LED-Beleuchtung 2010

Von Beginn an und auch heute noch steckt der Höhlenverein Sontheim e.V. viel Energie in den Ausbau der Höhle und in die Höhlenforschung. Unser Interesse gilt jedoch nicht nur den Höhlen in der Umgebung. Auch Höhlen in Österreich, der Schweiz, in Frankreich, in Ungarn, im mährischen und slowenischen Karst wurden im Rahmen von Ausflügen oder durch die Forschungsabteilung aufgesucht.

Heute blickt der Höhlenverein Sontheim e.V. auf eine vielfältige und abwechslungsreiche Geschichte zurück. Wir sind neugierig, wie sich der Verein weiterentwickeln wird und freuen uns auf junge Menschen, die mit uns die Zukunft um und in der Sontheimer Höhle gestalten wollen.

Barbara Kreuzer (gekürzt)

Weitere Informationen in der Broschüre zur Sontheimer Höhle, erhältlich an der Höhlenkasse.