Fledermäuse in der Höhle
Im ersten Bericht über Tiere im „Erdloch bey Sontheim“, von Rössler 1791 steht: „Lebendiges z. B. Fledermäuse etc. findet sich niemals etwas in der Höhle“. Trotzdem ist anzunehmen, dass früher Fledermäuse die Sontheimer Höhle als Quartier nutzten, denn es wurden anlässlich einer Begehung während der Tagung des Hauptverbandes Deutscher Höhlenforscher in Laichingen 1926 in der Sontheimer Höhle Fledermausknochen in einer Breccie im Eingangsbereich gefunden (HELLER 1928), deren Alter aber nicht genau angegeben werden kann. Die dort beschriebenen Fledermausarten sind: Die Fransenfledermaus, die Bechsteinfledermaus, die Wasserfledermaus und die Braune Langohrfledermaus.
Besonders ist dabei das Vorkommen der Wasserfledermaus, denn diese Art wurde früher äußerst selten auf der Schwäbischen Alb gefunden. Ansonsten kommen die genannten Arten auch heute noch in der Sontheimer Höhle vor.
Der nächste Hinweis auf Fledermäuse stammt von Dr. HANS LÖHRL, der im Winter 1938/39 die Sontheimer Höhle besuchte und dort eine große Winterschlafgruppe der Mopsfledermaus entdeckte und auch fotografierte. Eine derart große Ansammlung von Mopsfledermäusen war auch damals etwas Besonderes und für die Region der Schwäbischen Alb einmalig.
Abb. 16: Winterschlafgruppe der Mopsfledermaus in der Sontheimer Höhle im Winter 1938/39.
Die nahrungsarme Winterzeit überdauern die Fledermäuse im Winterschlaf, dabei kühlen die Tiere bis auf 0° C ab. Dadurch wird ihr Energie- bzw. Nahrungsverbrauch stark herabgesetzt und sie können allein mit den im Herbst angefressenen Fettreserven den Winter überdauern.
Abb. 17: Decke in der sogenannten Mopshalle.
Die große Zahl von Fledermäusen und besonders der seltenen Mopsfledermaus hat schon früh zu der ersten Schutzmaßnahme für winterschlafende Fledermäuse auf der Schwäbischen Alb geführt, denn 1959 wurde das erste Fledermaustor dort eingebaut, das zum Vorbild für viele andere derartige Sicherungsmaßnahmen in ganz Deutschland wurde.
Abb. 20: Erstes Fledermaustor in der Sontheimer Höhle kurz nach dem Einbau. Links im Bild steht ROLF GRIESINGER, rechts HANS RUOPP.
Ab 1969 finden systematische Zählungen der Fledermausbestände statt. Wurden bis Ende der sechziger Jahre bis zu 1.000 Fledermäuse gefunden, waren es im Winter 1976/77 gerade noch 17 Tiere. Seither hat sich der Bestand an winterschlafenden Fledermäusen wieder erholt.
Abb. 21: Bestandsentwicklung winterschlafender Fledermäuse von Winter 1951/52 bis heute. Die Zahlenangaben vor 1969 wurden aus den Beringungs- und Wiederfunddaten sowie anderen Angaben zusammengestellt.
Ab Anfang August ist die Sontheimer Höhle auch im Sommer von Fledermäusen besiedelt, die allerdings tagsüber nicht zu sehen sind. Wahrscheinlich haben sie sich tief in Spalten verkrochen. Einzelne nächtliche Flugbeobachtungen deuten darauf hin, dass dort bis zu 500 Fledermäuse aller auch im Winter gefundenen Arten gleichzeitig herumfliegen. Man bezeichnet dieses Verhalten allgemein als Schwärmen, seine Bedeutung ist noch nicht völlig geklärt. Die Fledermäuse aller Arten treffen sich in ihrem zukünftigen Winterquartier. Wahrscheinlich überprüfen sie, ob es noch geeignet ist. Das Schwärmen hat aber auch eine soziale Komponente, denn es kommt zur Balz und später im Jahr auch zu Begattungen.
Abb. 23: Die Wasserfledermaus war früher äußerst selten auf der Schwäbischen Alb nachzuweisen. Heute kommt sie regelmäßig in der Sontheimer Höhle vor.
Schlussbemerkung
Die Sontheimer Höhle ist heute eines der bedeutendsten Winterquartiere für Fledermäuse Baden-Württembergs, weshalb sie von Anfang November bis Ende April für den Besucherverkehr geschlossen ist. Diese Schutzmaßnahme ist unbedingt notwendig, da viele der einheimischen Fledermäuse in ihrem Bestand bedroht sind, einige Arten, z.B. die Mopsfledermaus und die Kleine Hufeisennase galten bei uns bereits als ausgestorben, trotz intensiver Schutzmaßnahmen sind ihre Bestände aber immer noch stark gefährdet. Vom Großen Mausohr gab es Mitte der Siebziger Jahre nur noch einzelne wenige Exemplare, aktuell haben sich die Bestände dieser Art wieder erholt.
Dr. Alfred Nagel (gekürzt)
Weitere Informationen in der Broschüre zur Sontheimer Höhle, erhältlich an der Höhlenkasse.